Holland

Sonntag, 10. August 2008

Maastricht!

Heute also endlich die Nachberichterstattung zum Maastricht-Ausflug. Für holländische Verhältnisse ist Maastricht eine Weltreise entfernt. Etwa 2:30 Stunden dauert es, bis man die südlichste Großstadt der Niederlande von Utrecht aus erreicht hat.

Maastricht an der Maas ist sicher keine typisch holländische Stadt. Es gibt keine Grachten, deutlich weniger Backsteinhäuser, mehr moderne Glasstahlkonstruktionen, überall französisch-belgische Bistros, deutsche Bäcker und vor allem eins: einen Berg. Oder zumindest nennen die Holländer diesen mäßig großen Hügel im Süden der Stadt so. Sein Name: St. Pietersberg. Maastricht wechselvolle Geschichte mit vielen Eroberungen und noch mehr Eroberungsversuchen spiegelt sich in diesem Hügel wieder. Es gibt eine (inzwischen geschleifte) Vaubanfestung und in dem Hügel die sogenannten Grotten.

Schon im Mittelalter wurde hier Sandstein für die Kirchen in der Region unterirdisch abgebaut. Später wurden immer größere Schächte in den Hügel geschlagen, um Lagerraum für die Festung zu schaffen. Vor Beginn des zweiten Weltkriegs schließlich errichtete die Stadt ein riesiges unterirdisches Evakuierungszentrum. Mehr als 5000 Menschen sollten dort Platz finden. Die riesigen, 5 bis 6 Meterh hohen, dunklen und kühlen Gänge erinnern stark an die Höhlen Morias aus der "Herr der Ringe", und verursachen doch eine ziemliche Gänsehaut.

In den 90er Jahren verirrten sich zwei Waisenkinder in den Höhlengängen. Da sie niemandem vorher gesagt haben, wo sie hingegangen waren, suchte sie auch niemand in den Grotten. Wenige Tage später wurden sie tot weil erfroren in den Höhlen entdeckt. Nur 60 Meter vom Eingang entfernt.

Ein merkwürdiges Gefühl bei mir verursachte auch das allgegenwärtige Gedenken an die Kriegszeit 1940-44 in dieser Stadt. Ob bei Denkmälern oder in Geschichten der sonst so witzigen Stadtführerin. Stets ist davon die Rede. Eine Litauerin fragte mich, wie ich mich dabei fühle. Ich sagte ihr, ich könne das nicht beschreiben. Natürlich fühl ich mich nicht schuldig und ich glaube auch nicht, dass man hier die junge Generation für das damalige Geschehen verantwortlich macht. Aber sicherlich hat es das Verhältnis zwischen Deutschland und den Niederlanden bis zum heutigen Tag verändert. Und es ist halt nicht egal, ob man nun sagt, man kommt aus Deutschland oder Österreich. Und das fühlt sich schon komisch an. Weil man nix daran ändern kann..

Samstag, 9. August 2008

Je bent Duits?!

"Bist du ein Deutscher?" Eine Frage, die ich schon viel zu oft gehört habe hier. Anscheinend gelingt es mir einfach nicht, meine Herkunft zu verschleiern.

Ein Problem ist sicherlich die Aussprache, die wahrscheinlich das größte Hindernis darstellt, Niederländisch ordentlich zu sprechen. Hier Mal ein Beispiel:

"Ik kom uit Duitsland." - heißt "Ich komm aus Deutschland". Ausgesprochen wird das ungefähr so: [Ick komm ähöut Dähöutslaand.] Das "ui" bringt mich noch um.

Ähnlich schlimm sind andere Doppelvokalkombinationen wie "ee" [eji], "eu" [öi], "ei" und "ij" [äih] und am besten "eeuw" [ehuh].

Gerade Wörter, die ausschließlich mit diesen Vokalen gebildet werden, sind kaum ordentlich zu betonen. Noch kein Busfahrer hat mich verstanden, nach dem ich ihm sagte, wohin ich will. Auf Nederlands: "Goeden Dag. Naar de Dreef alstublieft" [Chuuden Dach, nahr dä Drejif alstüblieft"]. Am Dreef scheiterts irgendwie immer.

Die Sprache scheint aber nicht das einzige Problem zu sein. Heute morgen im Supermarkt. Ich wollte mir grad ein Brot kaufen, als ein Angestellter an mir vorbeiwollte. Und dabei "Ensuldigung" sagte. Bin mir nicht sicher, ob das aus dem Deutschen übernommen wurde. Ist aber auf jeden Fall normal nicht Niederländisch. Anscheinend bin ich schon am Äußeren als Deutscher zu erkennen. Da kann mir wohl auch keine noch so gute Aussprache helfen.

Donnerstag, 7. August 2008

Fiets of niet Fiets, dat is hier de vraag

Vorgestern hatte ich noch eins. Und dann wars plötzlich weg. Auf dem Heimweg gestern Abend löste sich die Gangschaltung völlig auf und ich musste heute morgen das Ding zurück zum Fietsenmaaker bringen. Diagnose: Kaufen Sie sich lieber gleich ein Neues!

Über das verschwendete Geld mag ich gar nicht reden. Über die Halsabschneiderei der Verkäufer allerdings schon. Und über meine eigene Arglosigkeit. Ich mein: Ein gut aussehendes Herrenrad mit Licht und Bremsen (!!!) für nur 55 Euro und damit 5 Euro unter der Garantiegrenze. Da musste doch irgendwas faul sein. Mein neues Fahrrad - das ich mir heute gekauft habe - ist ungefähr dreimal so teuer wie das erste und macht einen wunderbaren Eindruck. Hmm... Ich sollte mir ein besseres Schloss holen.

Ansonsten betätige ich mich derzeit als Deutschkulturexpoteur ersten Ranges. DJ Ötzi und Alexander Marcus werden sich wohl bald auch in Frankreich eine richtig große Fangemeinde aufgebaut haben... Gerechte späte Strafe für Eiffel 65!

Dienstag, 5. August 2008

Ik heb een fiets

Tag Drei. Zuviele Eindrücke, um sie alle hier festhalten zu können. Ich beschränke mich auf das Wichtigste.

No. 1: Ich hab jetzt auch ein Fahrrad. Für 55 Euro ein klappriges Stadtfahrrad erstanden. Bin gespannt, wie lang es durchhält. Aber günstiger als der blöde Bus und was für ein tolles Gefühl durch die Straßen einer fremden Stadt zu fahren und sich ein bisschen zu Hause fühlen zu können.

No. 2: Der Sprachkurs findet im University College statt. Scheint ein Campus zu sein, auf dem unterschiedliche private Bildungsinstitute ihre Dienste anbieten. Mir gefiel auf jeden Fall die Backsteinhäuser mit viel Grün dazwischen und alten Bäumen, die Schatten spenden. Petra allerdings, eine Tschechin aus Brno, fand, dass sie das Eingangstor mit stählernen Bogen an Auschwitz erinnern würde. Später fanden wir dann im hinteren Teil der Anlage auch einen riesigen freistehenden Schornstein...

No. 3: Unser Teacher drückt ganz schön aufs Tempo. Zwei Tage, zwei Lektionen. Und kommt dabei leider öfters durcheinander, was das Erlernen der Sprache gerade für die Nicht-Deutschen richtig schwer macht. Am schlimmsten ist es für die Franzosen, denn die Unterrichtssprache ist natürlich Englisch. Und Chloé und Elisa kommen damit genauso klar, wie ich mit Französisch.

No. 4: Utrecht ist eine wunderbare Stadt. Besonders sehenswert ist der gigantische Dom im Stadtzentrum, der witzigerweise in zwei Hälften geteilt ist. Im 17. Jahrhundert nämlich zerstörte ein Sturm das Kirchenschiff zwischen dem großen Turm und dem Abschnitt mit dem Altar, sodass der Turm jetzt allein im freien Raum steht. Ansonsten ist Utrecht typisch holländisch. Überall Backsteinbau mit flachen Häusern, Kopfsteinpflaster, Grachten, kleine Parkanlagen und neuere prachtvolle Villen aus der Jahrhundertwende.

No. 5: Und natürlich das "Erasmusphänomen". Bin gerad nicht in der Lage, dass adäquat wieder zu geben. Nur soviel: Allein dieses Programm ist Grund genug, dankbar zu sein, dass es die EU gibt.

Montag, 4. August 2008

Zeist drum... Oder wie ein junger Thüringer die Welt (also Holland) erobert (also besucht)

Zehn Dinge, dich ich seit gestern gelernt habe:

1. 30 Kilo Gepäck sind einfach zu viel, wenn man mit Bus und Bahn unterwegs ist. Schon als die Bahn freundlicherweise in Köln kurzfristig das Gleis änderte und ich einige hundert Meter extra laufen musste, zitterte und brannte meine Armmuskulatur wie bei nem Junkie vor dem Spritzen.

2. Resultiert aus erstens. Wenn man 30 Kilo mehr auf dem Buckel hat, kann man es sich keineswegs leisten, sich zu verlaufen.

3. Wenn das passiert, darf man sich keinesfalls darauf verlassen, dass alle Niederländer Englisch oder Deutsch können. An der Busstation saßen zwei Kackbratzen, die sich minutenlang mit Englischen Floskeln bearbeiteten, bis ich sie nach dem Weg fragte, und sie nur mit den Schultern zuckten und mich der Mann neben ihnen direkt in die falsche Richtung schickte.

4. Endlich im Bus angekommen, erwies es sich als schwierig anzukommen, da es weder eine Ansage noch eine Anzeige für die nächste Haltestelle gibt. In diesem Fall ist es gut, wenn man...

5. Einen Koreaner namens Kon(g) Te mit dem gleichen Ziel (Universitätsmuseum zur Abholung der Zimmerschlüssel) neben sich sitzen hat, und der sich die Anzahl der zu fahrenden Haltestellen eingeprägt hat.

6. Mit diesem Kong Te (Nicht der französische Graf - also Comté - wie ich erst verstand) aus Soeul unterhielt ich mich über die Parallelen zwischen der Ost/Westdeutschen und der Nord/Südkoreanischen Gesellschaft. Neue Erkenntnis für mich: Die Mehrheit der südkoreanischen Gesellschaft lehnt eine Wiedervereinigung ab oder steht dieser skeptisch gegenüber. Aus ökonomischen Gründen. Hart.

7. Man kann tatsächlich den dicksten Jeansstoff durchschwitzen. Auf dem Weg nach Zeist (ein kleines Städtchen 5 km östlich von Utrecht), wo meine Unterkunft ist, stieg ich weil diesmal ohne Koreaner eine Haltestelle zu spät aus. Und lief zirka einen halben Kilometer bei schwüler Luft und leichten Regen in die falsche Richtung. Keine Ahnung, ob ich den Geruch in den Schuhen jemals los bekomme.

8. Angekommen im Wohnheim stellte sich heraus, dass es keine Chinesen (Hoi, Karen!) braucht, um eine Küche in einen Hort von Ekel und Verderbnis zu verwandeln. Zum Glück hab ich einen Kühlschrank im eigenen Zimmer.

9. Es gibt sie noch, die gute alte europäisch bürgerliche Lebensart in Reinkultur. Und zwar in Zeist. Backsteinhäuser mit Garten und riesig großen Frontfenster (Wij Nederlander zijn zo open!) reihen sich kilomenterlang aneinander. Dazwischen großzügige Parkanlagen, Villen und in der Mitte der Stadt ein wunderschönes Schloss aus dem 17. Jahrhundert. Dieses liegt umgeben von einem kleinem See auf einer Insel mit Park. Von dieser erklangen wunderbare Melodien klassischer Musik. Zeist ist so idyllisch, so perfekt, so wunderbar - das es kaum zu ertragen ist.

10. King fiets. Als Fußgänger bist du ein nichts. Als Fahrradfahrer darfst du alles. Ich hab ja schon so viel gehört über die Fahrradverücktheit der Menschen hier, aber Utrecht hat mich dennoch überrascht. Denn wer sich nicht auskennt und versucht auf den breiteren, schön geteerten Wegen neben der Fahrbahn zu laufen, wird gnadenlos über den Haufen gefahren. Denn während die Fußwege häufig nur einen Meter breit sind, messen die Fahrradwege meist das Dreifache. Und das auf beiden Seiten der Straße. Ich brauch dringend auch ein so ein schrottiges 2nd-Hand-Ding.

Übrigens: Sorry wegen dem miesen Wortspiel im Titel. Demnächst mehr zu Utrecht, eine wahnsinnig schöne Stadt, auch mit Bildern.

Samstag, 2. August 2008

Ik ga naar Utrecht!

Morgen gaat het af.

Ik sta op om half 6, ga douchen en kleed me aan. Daarna eet ik iets, neem mijn drie tassen en vaar naar het centraal station in Trier. Vandaar gaat het met de trein naar Keulen, waar ik in de ICE naar Amsterdam overstap. Om een uur of een ben ik dan in Utrecht Centraal. Misschien. Het is te hopen.

Das war übrigens Niederländisch. Überraschung.

Seitdem ich gestern das Ticket gekauft hab, bin ich ungeheuer aufgeregt. Das Zimmer ist ziemlich leer geräumt und die Sachen dankbarerweise nach Ruwer verfrachtet. Die Taschen sind fast gepackt. Den Abschiedsschmerz noch nicht verkraftet. Trier werde ich weniger vermissen. Wohl aber euch!

An Schnitte, Brächi, Fabs, Jan und Ole: Schöne Zeit abroad. Nehmt viel mit (aber bitte zollfrei) und lasst mal von euch hören.

An Richie, Piesty, Dennis, Karen, Alex, Dimi, Sylvie, Max, Sandra, Kirstin, Swaantje, Lisa, Steffen, Bile und all die anderen, die thuisblijven: Macht nicht so viel an der Uni. Schließlich wollen wir doch alle noch gemeinsam die WM in Südafrika hier erleben!

Und an Katarina: Kater M. und Engel K. sind ein eingespieltes Team. Die haben schon viel Schlimmeres überstanden! Hab Vertrauen...

In den kommenden Wochen werde ich den Blog nutzen, um euch auf den Laufenden zu halten! Kommentare sind natürlich gewollt und gewünscht. Tot ziens.

Der Löwenkönig

Weckt das Raubtier in dir

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