Michael (Gast) - 5. Apr, 14:30

Ja, aus dem Saarland fallen mir da diverse Geschichten ein. Bei den Fahrten zur Schule wurde ein Junge genau so "Nigger" geschimpft, wie das auch bei der Familie in Rudolstadt passiert sein soll - dabei war sein Hautton nur minimal dunkler als der aller anderen Kinder, seine Eltern hatten auch keinen "Migrationshintergrund". Nur wäre daraus keine Geschichte geworden, die Deutschlandweit ihre Wellen schlägt.

Aber die Frage ist doch nicht, ob es Fremdenhass "nur" in den neuen Bundesländern gibt - sondern, ob es dort mehr gibt als anderswo. Natürlich mag die von dir aufgezeigte Formel dabei eine Rolle spielen, aber ich finde immer noch, es ist nicht ganz so leicht.

So denke ich schon, dass es einen Unterschied in der Deutsch-Deutschen-Geschichte gibt, was die Auseinandersetzung mit Ausländern zu tun hat. Das fängt schon damit an, dass ein (damals BRD)-Deutscher dank zahlreicher Gastarbeiter sicher mehr "erkennbare" Ausländer zu Gesicht bekam als jemand, der zu DDR-Zeiten in Rudolstadt aufgewachsen ist. Außerdem hat die 68er-Generation die Vergangenheit der eigenen Eltern hier ganz anderes umgegraben, als das in der ehemaligen DDR der Fall gewesen sein dürfte. Ich weiß nicht, ob man deshalb von einem "Fremdenfeindlichen Erbe" sprechen kann - aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein Leben unter dem SED-Regime in dieser Richtung gewisse Spuren hinterlassen hat. Den Beweis muss ich an dieser Stelle natürlich schuldig bleiben - aber ich sags nochmal: Dass Strukturschwäche und Zukunftsangst die einzige Ursache sein sollen, glaube ich nicht.

Löwenherz - 5. Apr, 14:51

Das mit dem Gastarbeitern stimmt schon. Davon gab es laut Wikipedia in der DDR 1989 nur 94000 - zumeist Vietnamesen. Dazu kamen zwar noch einige Millionen Russen, aber die durften ja auch nicht aus ihren Kasernen raus.

Was die Aufarbeitung mit dem Faschismus betrifft, muss ich dir aber zumindest teilweise widersprechen. Anders als in der BRD, wo zahlreiche Offiziere und Beamte im Dienst blieben und NSDAP-Mitglied Kiesinger Bundeskanzler werden konnte, gab es in der DDR eine radikale Entnazifizierung. Zudem kann ich auch nicht nachvollziehen, warum die DDR-Diktatur was Fremdenfeindlichkeit betrifft "gewisse Spuren hinterlassen hat". Von der Ideologie her war die DDR ein Staat, der keinen Unterschied zwischen den Rassen machte, der die Internationale förderte und den Austausch mit fremden Völkern. Kennst du die DSF? Eine Organisation, die in allen Bevölkerungsschichten die deutsch-sowjetische Freundschaft fördern sollte. Gab es eine Deutsch-Türkische-Freundschaft in der BRD? Sozialneid in der DDR war außerdem kaum vorhanden, da alle ja irgendwie das gleiche bekamen und sich viel solidarischer unterstützen, als es heute der Fall ist.

Dass es trotzdem Rechtsradikalismus - wahrscheinlich im gleichen Maße wie in der BRD - gab, ist wahrscheinlich mit einer gewissen "Anti"-Reaktion der Jugend und der Prägung der Alten aus Nazizeit zu erklären. Mit einem "Fremdenfeindlichen Erbe" der DDR hingegen kaum.

Nein, ich bleibe dabei. Die Gründe für den (wahrscheinlich) größeren Fremdenhass in den neuen Bundesländern ist EHER in der jüngeren Vergangenheit zu suchen. Und zu Strukturschwäche, Zukunftsangst kommt - ich kann es nicht oft genug wiederholen - die fehlende SOZIALE KONTROLLE!!!! Wie sehe es denn in Trier aus (Vorsicht: Dramatisierung!), wenn die Uni geschlossen würde und alle mit einem IQ jenseits von 110 die Stadt verlassen würden?

Name

Url

Meine Eingaben merken?

Titel:

Text:


JCaptcha - du musst dieses Bild lesen können, um das Formular abschicken zu können
Neues Bild

 

Der Löwenkönig

Weckt das Raubtier in dir

Tatzenabdruck

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 6730 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 9. Aug, 21:32

Events
Geschiedenis
Holland
Medien
Motivation
Persönliches
Politik und Soziales
Profil
Reisen
Sport
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren