Arroganz
Jetzt lebe ich schon das dritte Jahr im schönen Trier. Hab liebe Menschen kennengelernt, schicke Orte aufgesucht und vor allem eins: Meine Vorurteile gegenüber Westdeutschen revidiert (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Leider erlebe ich - seitdem ich hier bin - überall und von fast allen Einheimischen das Gleiche, was ich hier und hier schon mal geäußert habe. Ignoranz, Desinteresse, Vorurteile und die kleinen Bösartigkeiten. Man erträgt es. Lacht mal mit, mal über sich selbst, aber manchmal. Ja manchmal eines Tages, da kann man es nicht mehr runterschlucken. Dieser Tag war für mich heute.
Semesterstart. Hauptseminar "Die heilige Elisabeth von Thüringen". Der Professor - ein Theologe - wollte zum Abschluss der Sitzung eine Dokumentation über die heilige Frau des Mittelalters zeigen. Vorher nahm er sich jedoch Zeit, die Seminarteilnehmer eingehend zu warnen. "Dieser Film wurde vom MDR produziert. Das ist der MITTELDEUTSCHE RUNDFUNK!!!" Im Film wurde der glaubensfanatische Konrad von Marburg zum dunklen bösen Mann gemacht, während Elisabeth in einer zu weißen Farbe getüncht wurde. Übertreibung? Ja! Schwarz-Weiß-Malerei? Ja! Aber ein ostdeutsches Problem?
Für Herrn Theologe S. ja: "Da lässt sicherlich die DDR-Vergangenheit grüßen!"
Und das vor dem ganzen Kurs. Und Gelächter schallte ihm entgegen. Ich hab vor Wut gezittert.
Ich frage euch jetzt: Ist Schwarz-Weiß-Malerei ein Problem ostdeutscher Medien? Ist das ZDF, RTL und Pro7 davor gefeiht? Sind Ostdeutsche - nur weil sie zum Großteil nicht als Christen erzogen worden - automatisch schlechtere (weil nüchternere) und dümmere (weil kirchenskeptischere) Menschen? Darf ein Dozent - ein Mensch im öffentlichen Raum - sich so äußern (und im Laufe des Films sich mehrmals scheckig lachen)?
Leider erlebe ich - seitdem ich hier bin - überall und von fast allen Einheimischen das Gleiche, was ich hier und hier schon mal geäußert habe. Ignoranz, Desinteresse, Vorurteile und die kleinen Bösartigkeiten. Man erträgt es. Lacht mal mit, mal über sich selbst, aber manchmal. Ja manchmal eines Tages, da kann man es nicht mehr runterschlucken. Dieser Tag war für mich heute.
Semesterstart. Hauptseminar "Die heilige Elisabeth von Thüringen". Der Professor - ein Theologe - wollte zum Abschluss der Sitzung eine Dokumentation über die heilige Frau des Mittelalters zeigen. Vorher nahm er sich jedoch Zeit, die Seminarteilnehmer eingehend zu warnen. "Dieser Film wurde vom MDR produziert. Das ist der MITTELDEUTSCHE RUNDFUNK!!!" Im Film wurde der glaubensfanatische Konrad von Marburg zum dunklen bösen Mann gemacht, während Elisabeth in einer zu weißen Farbe getüncht wurde. Übertreibung? Ja! Schwarz-Weiß-Malerei? Ja! Aber ein ostdeutsches Problem?
Für Herrn Theologe S. ja: "Da lässt sicherlich die DDR-Vergangenheit grüßen!"
Und das vor dem ganzen Kurs. Und Gelächter schallte ihm entgegen. Ich hab vor Wut gezittert.
Ich frage euch jetzt: Ist Schwarz-Weiß-Malerei ein Problem ostdeutscher Medien? Ist das ZDF, RTL und Pro7 davor gefeiht? Sind Ostdeutsche - nur weil sie zum Großteil nicht als Christen erzogen worden - automatisch schlechtere (weil nüchternere) und dümmere (weil kirchenskeptischere) Menschen? Darf ein Dozent - ein Mensch im öffentlichen Raum - sich so äußern (und im Laufe des Films sich mehrmals scheckig lachen)?
Löwenherz - 7. Apr, 18:54
1) NEIN, Schwarz-Malerei ist kein spezifisches Problem ostdeutscher Medien! Wer das behauptet, weiß nicht, was er redet. Wie du völlig richtig fragst, selbstverständlich sind westdeutsche Sende da kein bisschen vor gefeit.
2) NEIN, Dozenten haben meiner Meinung nach eine Vorbildfunktion zu erfüllen (auch wenn sich viele Lehre-nebenbei-Macher dessen nicht bewusst sind) und sollten daher in jedem Fall Neutralität wahren. Bestimmte Ansichten zu haben, kann ihnen niemand verbieten, solche Ansichten wie in diesem Fall öffentlich vor Studenten zu äußern, finde ich nicht nur fragwürdig, sondern schlichtweg geschmacklos und falsch.
3) Wie immer auch meine kleine Kritik an einer deiner Formulierungen: Das FAST ALLE EINHEIMISCHE ist mir etwas zu hart und zu pauschal und irgendwie auch zu schwarz-weiß. Klar, es ist deine Sichtweise, aber FAST ALLE klingt wie 95 % aller Leute - meine Mit-Wessis in Schutz nehmend, möchte ich doch arg anzweifeln, dass FAST ALLE dir mit Ignoranz, Desinteresse, Vorurteilen und kleinen Bösartigkeiten begegnen?!
Aber es sind die Kleinigkeiten, die Stiche, die wehtun. Die Art, wie sich ein gewisser Herr Blum über die Schweriner Zeitung äußert. Die Art, wie ein gewisser Herr Theologe S. sich abfällig über den MDR äußert (und die Studenten darauf mit schallenden Gelächter antworten). Und vor allem die Art, wie jeden Tag westdeutsche Medien über ostdeutsche Themen schreiben. Erst neulich musste ich lesen, wie der Innenminister von Mecklemburg-Vorpommern als "Nordostdeutscher" bezeichnet wird. Nennen wir Otto Waalkes jetzt einen Nordwestdeutschen. Ist Edmund Stoiber ein Südostdeutscher? Nee. Dabei ist Schwerin nur 30 km von Lübeck entfernt. Ist Lübeck jetzt auch nordostdeutsch?
Da kann man die Vorurteile ablesen. Das sind die kleinen Nadeln, die in meiner Haut brennen. Und das bringt mich zur Weißglut. Ich hoffe, dass kannst du verstehen.